Was ist Gewaltfreie Kommunikation?
Gewaltfreie Kommunikation (auch Empathische, Verbindende oder Wertschätzende Kommunikation) ist ein Kommunikationsansatz, der in den 1960er Jahren von dem US-amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Seitdem wird Gewaltfreie Kommunikation in den USA, in Deutschland und anderen europäischen Staaten, in Konfliktgebieten wie Israel, Palästina, Serbien und Ruanda und auf der ganzen Welt praktiziert und weitergegeben.
Gewaltfreie Kommunikation ermöglicht nachhaltig gegenseitige Einfühlung, Verständigung und Konfliktbearbeitung. Mit GFK lassen sich Kommunikationsprobleme im beruflichen oder privaten Alltag genauso lösen wie Konflikte auf gesellschaftlicher oder politischer Ebene. GFK findet Anwendung in Bereichen wie Familie und Partnerschaft, Theraphie und Gesundheit, Erziehung und Bildung, Business und Politik.
Von der Dominanzkultur zur Partnerschaftskultur:
In den Gesellschaften, die Komunikado bekannt sind, lernen Menschen in der Regel, dass es bei Konflikten nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder sie schlucken ihren Ärger runter und unterdrücken ihre Bedürfnisse oder sie fordern lautstark ein, was sie wollen und geraten dabei in anstrengende Auseinandersetzungen. Beide Alternativen sind auf lange Sicht nicht zufriedenstellend.
Das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist, so zu kommunizieren, dass die anderen gut zuhören können und alle Beteiligten gleichzeitig ehrlich und mutig all das ausdrücken, was für sie wichtig ist. GFK unterstützt, die Anliegen des Gegenübers auch hinter Vorwürfen herauszuhören und gleichzeitig die eigenen „inneren Stimmen“ aufmerksam wahrzunehmen. Anstatt sich in Konflikten daran festzubeißen, wer Schuld oder Recht hat oder was „richtig“ und „falsch“ ist, wird ein gegenseitiges Verständnis und eine partnerschaftliche Lösung von Konflikten ermöglicht.
Je mehr man lernt, auf diese Art zu kommunizieren, desto mehr verlieren Konflikte ihre zerstörerische Sprengkraft. Im Gegenteil, Konflikte können sogar dazu beitragen, dass man sich selbst und das Gegenüber besser kennenlernt, neue Energie frei gesetzt wird und mehr Nähe und Tiefe entsteht.
Verstehen und verstanden werden:
Wenn Menschen im Gespräch das Gefühl haben, dass sie die Anliegen und Gefühle ihres Gegenübers nachvollziehen können, empfinden sie das in der Regel als sehr angenehm und verbindend. Dies gilt umso mehr, wenn sie die Rückmeldung bekommen, dass das Gegenüber auch versteht, was sie selber sagen und ihnen mitfühlend begegnet. GFK trainiert diese Fähigkeit, anderen empathisch, also einfühlsam zu begegnen. Man lernt also, sich in die Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und in das Weltbild des anderen hineinzuversetzen – ohne dabei selber zustimmen zu müssen.
Selbstempathie:
Um empathisch mit Anderen sein zu können, braucht es zunächst eine einfühlsame Verbindung mit sich selbst (Selbstempathie). Gewaltfreie Kommunikation bietet Hilfestellungen, eigene Gefühle und Bedürfnisse zu spüren und nach außen zu kommunizieren. Sie hilft, von der Opfer- in die Gestaltungsrolle zu kommen: Wie kann ich mein Leben schöner machen? Wie kann ich gut für mich und meine Bedürfnisse sorgen? Wie kann ich mit mir und anderen in Verbindung sein? So entsteht durch eine regelmäßige Praxis mehr Selbstverantwortung und persönliche Lebenszufriedenheit.
Haltung und Methode:
Gewaltfreie Kommunikation ist einerseits eine Methode, die praktische Werkzeuge für den Umgang mit Konflikten im Alltag bietet, und darüber hinaus eine Haltung, welche die Veränderung von Denkmustern und Einstellungen sich selbst und anderen gegenüber umfasst. GFK gründet auf einem positiven Menschenbild und ermöglicht, auch subtile Urteile und Feindbilder aufzuweichen, mit denen jeder Mensch in dieser Gesellschaft aufwächst. Das betrifft auch Vorstellungen von sich selbst. So wachsen viele Menschen in unserer Gesellschaft mit einer tief verinnerlichten Angst auf, nicht richtig zu sein. Das führt dazu, dass wir uns selbst (oder andere) immer wieder für Verhaltensweisen verurteilen, die wir als „falsch“ bewerten. Viele Menschen tragen eine tiefe Sehnsucht in sich, sich so angenommen zu fühlen wie sie sind. Die Erfahrung von bedingungsloser Empathie erleben Viele deshalb als heilsam und unterstützend.
> GFK bedeutet also mehr als ein technisches Kommunikationstraining. GFK setzt in der Tiefe an, verbindet inneres Wachstum mit gesellschaftlichem Wandel und fördert ein Leben mit mehr Verbindung, Intensität, Freude und Bewusstheit.
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